Von Berlin in die Bretagne 2021, Teil 2

Unser erster „Städte-Trip“ gilt Rouen. Wir wollten die imposante Kathedrale sehen – und wurden nicht enttäuscht….

Hier liegt Rollo begraben, der Wikingeranführer und erste Herzog der Normandie. Tatsächlich ist die Normandie das Land der Nordmänner (Wikinger), denn angelockt vom Reichtum der Region hatten die Wikinger im 9. Jahrhundert mehrmals die Normandie überfallen, die Abteien entlang der Seine zerstört, Rouen und Paris geplündert und Schutzgeld erpresst. In seiner Not und vor allem um die Eroberung von Paris zu verhindern, bietet König Karl der Einfältige im Jahr 911 einem der Wikingerführer, nämlich Rollo, einen Teil des Königreichs Neustrien nördlich des Flusses Epte als eigenes Herzogtum an, das ungefähr dem Gebiet der heutigen Normandie entspricht. Die Wikinger, die sich hier ansiedeln, sollen im Gegenzug zum Christentum übertreten und andere Wikingerstämme von weiteren Überfällen auf Frankreich abhalten.
Rollo wird 912 in der Kathedrale von Rouen auf den Namen Robert getauft.

Wilhelm der Eroberer, Nachkomme von Rollo, Sieger der Schlacht bei Hastings und König von England, starb in Rouen, wurde aber in Caen beigesetzt. Aber ein weiterer berühmter Engländer ist in der Kathetrale von Rouen bestattet: Richard Löwenherz.


Victor Hugo hat Rouen die „Stadt der hundert Kirchtürme“ genannt. Ganz so viele haben wir nicht gezählt. Aber es gibt wohl keine Ecke, von der aus man nicht einen sieht!

Die gotische Kathedrale „Notre Dame“ alleine kommt auf sieben Turmspitzen. Der Glockenturm – derzeit wegen Renovierungsarbeiten mit einem „Überzieher“ versehen – ragt 151 Meter in den Himmel – nur sechs Meter weniger als die Türme des Kölner Doms, den höchsten Kirchtürmen Europas.

Nicht jede Kirche muss Kirche bleiben. In der früheren Kirche Saint-Laurent ist heute das Eisen-Museum “ Secq des Tournelles“ untergebracht – eine Kathedrale der Schmiedekunst:

Die Altstadt Rouens glänzt mit vielen gut restaurierten Fachwerkbauten:

Ein besonderer Hingucker ist die astronomische Uhr aus dem 14. Jahrhundert.

Am einst größten nicht-sakralen Gebäude Europas, dem 1509 fertig gestellten Justizpalast, konnten wir bewundern, wie man Schrapnell-Einschüsse kreativ ausbessern kann – dank Lego:

Neben seinen imposanten sakralen Bauwerken verdankt Rouen einen Teil seiner Berühmtheit auch der nicht ganz so edlen Vergangenheit, nämlich dem Tod der Jungfrau von Orleans. Das Mythos der Jeanne d’Arc hier zu behandeln würde zu weit führen, nur so viel:

Als 17jährige überzeugte sie den Dauphin (französischer Thronanwärter) dass sie von Gott gesandt die Franzosen zum Sieg führen werde. Tatsächlich leitete sie Karl VII zum Sieg über die Engländer und die mit diesen verbündeten Burgunder – und zu seiner Königssalbung nach Reims. Doch sie wurde nach der verlorenen Schlacht von Compiègne verraten und an die Engländer ausgeliefert. Den Prozess gegen sie übernahm die Kirche! Der pro-englisch eingestellte Bischof von Beauvais, Pierre Cauchon, ließ sie verurteilen. Im Alter von 19 Jahren wurde die „heilige Johanna“ auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem sie fünf Monate im Kerker des Turms des Schlosses von Phillipe-Auguste gefoltert und gequält worden war.

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